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Einblicke in die Psychiatrie

| Laura Hinze | Talentförderung

Praktikum Bult 03Im März diesen Jahres habe ich erfolgreich meinen Bachelor in Psychologie in Hildesheim abgeschlossen. Im Anschluss daran war mir wichtig, durch intensive Einblicke in den Bereich der Psychotherapie Weichen zu stellen, welche Schwerpunkte ich im Master setzen werde.

Daher ging ich auf die Suche nach einer interessanten Praktikumsstelle – die STRATMANN STIFTUNG griff mir dabei mithilfe ihrer Kontakte unter die Arme.

Es gelang mir, als Praktikantin für einen Monat auf der Jugendlichenstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie Auf der Bult arbeiten zu dürfen. Im Rahmen meines Bachelorstudiums hatte ich zuvor lediglich im Bereich der Erwachsenenpsychotherapie praktische Erfahrung sammeln können durch ein Praktikum in einer Beratungsstelle.

Daher war ich besonders gespannt darauf zu sehen, inwiefern sich die Ansätze der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen davon unterscheidet. Auch in ein stationäres Setting in der psychotherapeutischen Behandlung konnte ich nun erstmals hinein schnuppern.

Klarheit bei der Berufswahl

Praktikum Bult 01Durch das Praktikum sollte (und konnte) mir klarer werden, ob die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin im Anschluss an mein Masterstudium für mich in Frage käme.

Mein Praktikum auf der Bult gliederte sich in zwei Phasen: Im ersten Teil meines Praktikums begleitete ich den Pflege- und Erziehungsdienstes auf einer der Jugendlichenstationen der Bult. Hier bot sich mir die Gelegenheit, die Patienten sowie den Alltagsablauf auf Station kennenzulernen.

Auf diese Weise konnte ich erleben, wie sich z.B. eine depressive Symptomatik oder eine Essstörung im Alltag zeigt und wie die Patienten außerhalb der Therapie durch den Pflegedienst dabei unterstützt werden, mit solchen Symptomen umzugehen.

In dieser Zeit nahm ich mit den Patienten an Mahlzeiten und Freizeitaktivitäten teil und begleitete sie zu Gruppenprojekten. Dabei hat es mich beeindruckt, wie offen die meisten Jugendlichen dem Personal und den anderen Jugendlichen gegenüber sind trotz der großen Probleme und Sorgen, wegen derer sie sich Auf der Bult befinden.

In der zweiten Phase meines Praktikums konnte ich den therapeutischen Alltag kennenlernen. Ich war sehr erfreut, dass man mir bei aller Wahrung der therapeutischen Schweigepflicht dennoch einen umfassenden Einblick in die therapeutische Praxis geben konnte.

Raus aus den Denkschablonen

Es wurde mir ermöglicht, an verschiedenen Besprechungen der Therapeuten untereinander teilzunehmen, an vereinzelten Erstgesprächen mit Patienten sowie an den Supervisionssitzungen für die Therapeuten, die sich auf der Bult in Ausbildung befinden. Zusätzlich dazu durfte ich zwei Übungssitzungen, in denen Patientengruppen zum Einen Entspannungs- und zum Anderen Stabilierungsverfahren erlernten, beiwohnen.

Praktikum Bult 02Am meisten beeindruckt hat mich als Summe dieser Erfahrungen, wie unterschiedlich Jugendliche mit der „gleichen“ psychischen Störung in ihrem Verhalten sein können. Die lehrbuchmäßige Darstellung von psychischen Krankheitsbildern erweckt trotz des Hinweises auf die Vielfalt möglicher Ausprägungen für den Studierenden den Eindruck, es gebe eine gewisse grundsätzliche Disponiertheit.

Diese ungewollte Neigung zum Denken in Schablonen aufzubrechen, stellt für mich einen wichtigen Erfolg des Praktikums dar. Dass man in der Arbeit mit den Jugendlichen dementsprechend über ganz verschiedene Wege eine Besserung erzielen kann, hätte ich in diesem Maße zuvor nicht erwartet. Dies macht den Beruf der Psychotherapeutin für mich nun zunehmend auch im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. -psychotherapie noch interessanter.

Abschließend möchte ich der STRATMANN STIFTUNG von Herzen dafür danken, mich so engagiert unterstützt zu haben. Durch Sie erhielt ich die Chance, schon früh reale Einblicke in das von mir angestrebte Berufsfeld zu erhalten. Ich habe die Zeit auf der Bult als Bereicherung erlebt und bin dankbar für die zahlreichen Eindrücke und Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte.

Ich würde jederzeit gern wieder zur Kinder- und Jugendpsychiatrie Auf der Bult zurückkehren – die Herzlichkeit und Offenheit der Mitarbeiter dort mir gegenüber sowie die Zeit und Menschlichkeit, die den Patienten gewidmet wird, hat mich sehr angesprochen.

Voller neuer Perspektiven und Inspiration starte ich nun motiviert in mein Masterstudium in Bielefeld, in dem ich unter anderem aufgrund des Praktikums einen Schwerpunkt auf den Bereich der klinischen Psychologie legen werde.