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Mein Austauschjahr in Hannover

| Ana Milena Trujillo | Lernunterstützung

Ich bin Ana Milena Trujillo, bin 26 Jahre und komme aus Bogotá in Kolumbien. Ich studiere Maschinenbau an der Universidad Nacional de Colombia und habe vor vielen Jahren begonnen Deutsch zu sprechen. Um die Sprache noch besser zu lernen, habe ich mich für ein Erasmus-Jahr als Studentin in Deutschland beworben.

Ich konnte ein Stipendium an der Leibniz-Universität gewinnen und habe zum Wintersemester 2019/2020 in Hannover begonnen. Meine Vorlesungen waren fast vollständig auf Deutsch und die Prüfungen auch. Dafür musste ich sehr viel lernen.

Design und Technik

Im Sommersemester habe ich für sechs Monate ein Forschungspraktikum am Institut für Produktentwicklung und Gerätebau (IPEG) gemacht. Leider fand das gesamte Praktikum wegen Corona komplett online statt und wir konnten uns nicht persönlich treffen. Das Gute daran war aber, dass das Praktikum mir den Weg für meine berufliche Zukunft gezeigt hat, den ich gern weitergehen möchte.

Das Projekt hatte den Titel "Development of new contents and teaching concepts for the Integrated Product Development Masterlab" und ich musste anfangs komplett englisch sprechen, weil ich die vielen technischen Begriffe auf Deutsch noch nicht kannte.

Ana Milena Trujillo 02Mit der Zeit und auch weil ich die Präsentationen auf Deutsch vorbereiten musste, gelang mir der Umgang mit der Sprache immer besser. Das Schreiben fällt immer noch schwer, aber auch mithilfe verschiedener Übersetzungsprogramme konnte ich schnell viel lernen.

In dem Projekt bekam ich eine Position im Projektmanagement und habe zwischen den Ingenieuren und den Designern vermittelt. Mich interessieren einerseits stark die technischen Aspekte beim Maschinenbau, aber ich mag auch das Thema Industriedesign. Insofern konnte ich zum ersten Mal beide Interessensgebiete in einem Projekt zusammenführen. Das ist mein Weg.

Als Maschinenbauer muss man sehr geradlinig, mathematisch denken. Ich brauche für meinen Berufsalltag aber auch das kreative Element und die Freiheit zum Gestalten. In diesem Projekt konnte ich wie ein Ingenieur denken, aber auch meine Kreativität einsetzen.

Das IPEG handelt interdisziplinär und bringt die Spezialisten verschiedener Fachrichtungen zusammen, so dass sie von den Herangehensweisen und den Lösungswegen der anderen lernen können. Ich konnte das Institut dabei unterstützen, wie man neue Lerninhalte so gestaltet, dass sie für Techniker wie Gestalter gleichermaßen interessant sind.

Zwischen den Welten

Nachdem ich das Praktikum im August abgeschlossen hatte, wollte ich eigentlich wieder zurück nach Kolumbien reisen. Aber durch Corona ist alles kompliziert geworden.

Ana Milena Trujillo 03Das Semester an meiner Universität hat nun bereits begonnen und glücklicherweise haben sie dort auch auf Online-Kurse umgestellt. So konnte ich von Hannover aus an den Vorlesungen in Bogotá teilnehmen. Am 7. Oktober bekam ich endlich meinen Rückflug nach Kolumbien und ich bin sehr froh wieder bei meiner Familie zu sein.

Gerne komme ich im nächsten Sommer wieder nach Deutschland zurück. Ich habe schon früh eine Faszination für dieses Land entwickelt, auch weil mein Vater für viele Jahre ein Ingenieur bei Siemens in Nürnberg war.

Leider ist er am 20. September an den Metastasen des Pankreas-Krebs gestorben. Als ich das letzte Mal mit ihm sprechen konnte, habe ich mich bei ihm dafür bedankt, dass er mir die Flügel gegeben hat, die mich nach Deutschland brachten. Es gibt bestimmt einen Grund, warum ich zur Zeit seines Todes nicht in Kolumbien sein konnte. Aber ich werde seine Flügel benutzen, um höher zu streben.

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei der STRATMANN STIFTUNG und dem Rotary Club Hannover-Leineschloss bedanken. Als ich mich in einer sehr schweren Zeit in meinem Leben an sie gewendet habe mit der Bitte um Unterstützung, haben sie mir geholfen. Ich bin so dankbar, dass ich so viele nette Menschen kennenlernen durfte und hoffe, dass wir uns nächstes Jahr persönlich treffen.