26 Jul2013
Theater! Trotz allem.

Meine gesamte Schullaufbahn über habe ich an unterschiedlichen Bühnenprojekten der Schule teilgenommen. Erst als Mitspieler, später auch in der Maske, der Schattenspiel-AG und als Übungsleiterin für die unteren Klassen. Theater war in der Schulzeit, der wahrscheinlich wichtigsten Entwicklungsphase meines Lebens, mein persönliches Labor.
Unsichere Zukunftsaussichten
Ich konnte unterschiedliche Identitäten ausprobieren und meine Kreativität austoben, wo sie von Curriculum und Stundenplänen eingeschränkt war. Das hat mich in den kleinen Krisen der Pubertät stabilisiert. Das Theater war meine kleine Oase, in der ich selbst über meine Grenzen und Regeln bestimmen konnte.Nach dem Abitur stand für mich deswegen nur folgerichtig fest, dass mein Lebensweg ein künstlerischer, kreativer sein würde – unabhängig von den schlechte Arbeitsmarktprognosen für Geisteswissenschaftler im Allgemeinen und den unsicheren Zukunftsaussichten im Kulturbereich im Besonderen.
Dabei war ein ganz entscheidender Aspekt, dass meine Eltern mich immer ermutigten einen Beruf zu ergreifen, den ich liebe. Damit sei garantiert, dass ich den Großteil meiner Tageszeit glücklich verbringen werde.
Brücke zu neuen Bekanntschaften
Unter den Universitäten, die Theaterwissenschaften anboten, suchte ich vor allen Dingen nach einer breitgefächerten Möglichkeit neben den wissenschaftlich-analytischen Teilen des Faches auch künstlerische Praxis sammeln zu können. Diese beiden Qualitäten fand ich an der Stiftung Universität Hildesheim in dem Diplomstudiengang „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ vereint.
Überschattet wurde meine Studienzeit von der Einführung der Studiengebühren, deren Aufbringung und Rückzahlung für einen Geisteswissenschaftler ungleich schwerer ist, als für Wissenschaftler anderer Disziplinen. Auch folgten auf die Finanzkrise 2007 sehr viele drastische Sparmaßnahmen überall in der kulturellen Landschaft Deutschlands.
Doch vielfältige Erfahrungen und Horizonterweiterungen ließen mich am Theater-Studium festhalten. Dadurch habe ich alle Seiten und alle Standpunkte kennenlernen können, die mit einer so großen Gemeinschaftsleistung wie einer Theaterproduktion einher gehen.
"50 Bewerbungen und ein Quäntchen Glück"
Ich habe Theater auch als Ort der Kommunikation und Begegnung mit dem Fremden schätzen gelernt. Denn ein Mensch allein kann kein Theater machen. Im Theater kommen Menschen zusammen um sich gemeinschaftlich darüber auszutauschen, was es bedeutet Mensch zu sein.Als ich nach Abschluss meines Studiums in die Bewerbungsphase eintrat, war ich eigentlich sehr frohen Mutes. Mein Abschluss war sehr gut, ich hatte durch den Praxisanteil des Studiums und mehrere Praktika in ganz unterschiedlichen Kulturinstitutionen eine überdurchschnittliche Berufserfahrung.

Maßgeblich hat mich dabei ein Mentoring-Programm unterstützt, welches von der STRATMANN STIFTUNG und dem Rotary Club Hannover-Leineschloss veranstaltet wird. Mein besonderer Dank gilt Herrn Stratmann, der sich sehr engagiert für meine berufliche Zukunft eingesetzt hat.
Ab der neuen Spielzeit arbeite ich an einem Haus mit knapp 400 Mitarbeitern. Noch nie habe ich mit so vielen Leuten auf einen gelungenen Abend hingearbeitet. Bis heute ist für mich ein Theaterabend dann gelungen, wenn er in mir das Bedürfnis entfacht, mich mit meinem mir fremden Sitznachbarn auszutauschen. Ich bin gespannt darauf, was morgen wird...