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Mein freiwilliges Jahr in Peru

| Elena Oberle | Soziale Verantwortung

Vor anderthalb Jahren begann für mich ein unglaubliches Abenteuer: zusammen mit zehn anderen jungen Freiwilligen stieg ich ins Flugzeug nach Perú, ein Land, dass man vor allem mit Kriminalität, Armut, den Inkas und dem Machu Picchu verbindet. Dort sollte ich für ein Jahr leben und im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) arbeiten!

Entsendet wurde ich durch die "Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Vereine Junger Menschen" (AG der CVJM), gefördert hat mein FSJ der entwicklungspolitische Freiwilligendienst "weltwärts". Zur Finanzierung wurden wir gebeten Spenden zu sammeln. Ich möchte mich daher ganz herzlich beim Rotary Club Hannover-Leineschloss und der STRATMANN STIFTUNG bedanken, die dieses unbeschreibliche Jahr durch ihre großzügige Spende möglich gemacht haben!

Lima, mein zweites Zuhause

Die Stadt, die in diesem Jahr mein zweites Zuhause geworden ist: Lima. Dort leben zirka zehn Millionen Menschen, zwei Drittel davon in den Elendsvierteln. Die Metropole ist voller Gegensätze, aber fast überall laut, schnell und überwältigend. Am Anfang hätte ich mir nicht vorstellen können, mich dort irgendwann auch nur ansatzweise auszukennen oder jemals das Bussystem zu verstehen - vor allem nicht, dass ich mich dort so schnell so wohlfühlen könnte!

peru 03Auf diesem Bild sieht man mich mit meiner Gastfamilie. Bei ihnen habe ich das gesamte Jahr gewohnt und wurde auch wie ein weiteres Kind behandelt! Ich wurde als "hija" (Tochter) bezeichnet und hatte mir einiges anzuhören, wenn mein Zimmer nicht aufgeräumt war. Wie selbstverständlich kam mit auf Familienfotos.

Den größten Teil meiner Arbeitszeit habe ich in einem Projekt mit zirka 35 Kindern, die auf der Straße arbeiten und dort meistens Süßigkeiten verkaufen, verbracht. Durch das Projekt werden sie nachmittags kostenlos betreut und so von der Straße ferngehalten. Für das Programm waren wir Freiwilligen zuständig. Es bestand aus Hausaufgabenhilfe, Workshops zu Themen wie dem Umgang mit dem Internet, Sport und Spielen sowie Einheiten zu Selbstvertrauen, Freundschaft und anderen.

Spielen, singen und Selbstbewusstsein aufbauen

Die Arbeit war nicht immer einfach, da die Kinder meistens aus schwierigen Umfeldern stammen. Aber wir sind durch die lange und intensive Zeit zu wichtigen Bezugspersonen für die Kinder geworden, was mich auf jeden Fall für die schwierigen Momente entschädigt hat!

peru 04Ein weiteres Arbeitsfeld war eine Frauengruppe in einem der Armenviertel Limas. Mütter jeden Alters (zwischen 15 und 60 Jahre alt waren "meine" Frauen) treffen sich dort jede Woche mit einer Sozialarbeiterin. Zu Beginn lernen sie unter Anleitung einer Lehrerin praktische Tätigkeiten wie stricken oder häkeln, um so Schals, Taschen oder Schuhe herstellen und verkaufen zu können.

Danach folgt ein Programm mit Spielen, Liedern und Einheiten zu Vertrauen, Selbstbewusstsein, oder ähnlichem. Das Ziel der Gruppe ist vor allem, dass die Frauen, die zum Großteil sehr schwierige und traurige Geschichten zu erzählen haben, unabhängig werden und in sich selbst und als Gruppe wachsen. Es ist unbeschreiblich, wie viel Kraft diese Frauen haben und wie viel Liebe sie in sich tragen.

Im gleichen Viertel gibt es auch eine Jugendgruppe, die sich ebenfalls einmal wöchentlich getroffen hat. Das Programm dieser Treffen bestand aus einem Snack, Gesprächen, Diskussionen und Übungen zu von der zuständigen Sozialarbeiterin vorbereiteten Themen. Die Jugendlichen werden dort in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt und es ist Raum für alle Fragen, Probleme und Sorgen.

Auf dem Bild sind wir für Zwei-Tages-Camp aus Lima rausgefahren. Dort hat man wunderbar gesehen, wie sehr die Gruppe, die die Jugendlichen selbst "familia" nennen, schon zusammengewachsen ist, wie viel Kraft diese daraus schöpfen und wie wichtig sie für sie ist.

Unvergessliche Tage im Hochland Perus

peru 08 Ein großes Highlight war ein Einsatz in den Anden kurz vor Ende des Volontariats. Eine gute Woche lang sind wir ins Hochland gefahren und haben dort jeden Tag in anderen kleinen Dörfern ein Kinderprogramm auf die Beine gestellt. Wir haben Theater mit kleinen Messages vorgeführt, in kleinen Workshops gebastelt, Zaubertricks gelernt, Musik gemacht, und bis zum Umfallen gespielt (im wahrsten Sinne des Wortes – die Luft war ganz schön dünn da oben!).

Es gibt selten fließendes Wasser, gekocht wird über offenem Feuer und oft ist es höchstens einmal die Woche möglich, in die nächstgrößere Stadt zu kommen. Deshalb war es auch so unglaublich zu sehen, wie sehr diese Kinder wertschätzen, was sie haben, und wie leicht man sie glücklich machen kann!

Kurz vor der Abreise haben wir Volontäre uns noch ein großes Projekt in Lima vorgenommen: Durch Spenden konnten wir einer sehr armen, sechsköpfigen Familie, deren Haus aus morschen, zerfressenen Holzbalken und Pappe bestand, ein neues Haus kaufen und aufbauen. Vorher hatten sie nur einen Raum, der als Schlafzimmer für alle genutzt wurde; zudem teilten sich die vier Kinder ein Bett. Beeindruckend fand ich, wie auch die Nachbarn geholfen haben, deren Häuser meistens auch nicht viel besser aussahen – von Neid war nichts zu spüren!

peru 11Ich habe so viel in diesem Jahr lernen dürfen! Und ich bin voller Dankbarkeit – gegenüber den Menschen, die mich dort begleitet haben und die ich dort ein Stück begleiten durfte, und gegenüber den Menschen, die hier an mich gedacht und dieses unglaubliche Jahr voller Herausforderungen, Erfahrungen und unvergesslichen Glücksmomenten durch ihre Spenden möglich gemacht haben! In diesem Sinne bedanke ich mich von Herzen bei Ihnen!

Muchas gracias y muchos saludos! Elena Oberle